Heute am 3.11. ist Dein Geburtstag, Robert Basic. Du hast nie großen Bohei um Dich gemacht, wolltest Dich nie feiern lassen. „Für was?“ hast Du gefragt. „Fürs Älterwerden?“ Du hast lachend abgewunken.
Als Du Dein Blog, das legendäre, das erste deutsche Tech-Blog, basic thinking, als Du Dein Blog damals 2009 auf ebay versteigert hast, da hast Du den Moment des Zuschlags verpasst. Weil Du Dich gerade mit jemandem unterhalten hattest. Weil Du dieses Gespräch gerade viel interessanter fandest, als Dein Blog auf ebay. Das war da für Dich schon Vergangenheit. Du wolltest nach vorn, neues machen, neues aufbauen, darüber reden. Die TV-Reporterin kollabierte fast, die Dich verzweifelt suchte um DEN Moment des Zuschlags und Deine „Überraschung“ festhalten zu können, und Dich stattdessen draußen rauchend und quatschend vorfand, als die Auktion längst vorbei war. Aber Du warst eh nicht überrascht.
Das Geld für Dein Blog hast Du in Deine Vision von Buzzriders gesteckt. Ein lokales Nachbarschafts-Nachrichtennetzwerk sollte es werden. Es sollte ein Netzwerk für viele sein, es sollte den Menschen nutzen, es sollte sie zusammenbringen. Du hattest um Unterstützung aus Deiner Community gebeten, und Du hast sie bekommen, und mannigfach fanden sich Mitdenker, Entwickler und Mitmacher dazu ein. Am Ende scheiterte das Projekt nicht nur daran, dass Dein Geld ausging und Du keinen von diesen Investoren im Projekt haben wolltest, die nur auf die Monetarisierung gucken würden. Sondern auch daran, dass es Dich störte, dass die Crowd das Projekt an Dir festmachte. „Ich bin da nicht wichtig.“ hattest Du gesagt. Du hast gehofft, dass dieses Netzwerk aus sich selbst heraus entsteht und weiter wächst. Du wolltest kein Häuptling sein.
Dabei hast Du die Bühne nie gescheut. BarCamps, Panels, und nicht zuletzt Deine Facebook-Timeline waren die Rampen für Deine Gedanken, die so oft zu ausufernden, leidenschaftlichen Diskussionen führten. Denn Du warst einer, der auch populäre Meinungen hinterfragte, der polarisierte, der unbequeme Fragen stellte, auch mal da rein piekste, wo es weh tat. Du hast nicht selten Autoingenieure mit Deinen Fragen zur Verzweiflung getrieben und hartnäckig mit anderen schlauen Köpfen debattiert. Und dabei hast Du es virtuos geschafft, dass Dir am Ende des Tages niemand böse war. Denn jeder merkte, dass es Dir nie darum ging, jemanden zu verletzen, bloßzustellen, klein zu machen. Es ging Dir immer darum, Missstände aufzuzeigen, irregelaufene Richtungen zu hinterfragen, damit es eine Chance gab, dass es besser wird. Du hast viele Menschen in eine gute, eine bessere Richtung geschubst damit, Robert. Du warst ein Inspirator.
Ob Blog, Bühne oder Feed, Du hast immer so laut nachgedacht, dass möglichst viele Ideen, Meinungen, Perspektiven, Visionen dazu zusammenkamen. Du hast sie alle gelesen, in Dir aufgesogen, analysiert, verarbeitet, wieder zurück gegeben. Unter „open minded“ müsste bei WikiPedia Dein Bild stehen. Denn auch wenn Du in vielerlei Hinsicht ein sturer Hund sein konntest: Wenn jemand gut argumentieren konnte, warst Du jederzeit bereit, Deinen eigenen Blick zu verändern, Deine eigene Meinung zu revidieren. Oder die andere neben Deiner einfach stehen zu lassen. Und den Menschen dahinter trotzdem zu respektieren. Du hast alle Menschen respektiert, und Dein Herz stand immer offen.
Dieses verflixte Herz.
Seit ein paar Tagen war Dein Fokus nicht auf Autoindustrie und Mobilität der Zukunft gerichtet. Sondern auf Dein Überleben im Hier und Jetzt. Noch aus dem Schockraum heraus hast Du mit Deiner Dir eigenen Begeisterung und Neugier für die Technik alles Gerät um Dich herum beschrieben, von Deiner minimalinvasiven High-Tech-OP berichtet, die Du sehenden Auges erleben – und überleben konntest, nach dem Herzinfarkt, der Dich von den Füßen geholt hatte.
Du hast uns, die Freunde in Deiner Timeline, teilhaben lassen an den folgenden schweren Tagen mit vielen Schläuchen und Spritzen, an den schlaflosen Nächten, in denen Du nicht zur Ruhe gekommen bist, weil Dir die Luft zum Atmen wegblieb, an Deinen ersten angestrengten Schritten, die Du gemacht hast um die Krankenschwestern mit Schokolade zu versorgen. Und an Deiner grimmigen Zuversicht, dass es zwar alles nicht gerade einfach werden würde. Aber dass Du das schon packen würdest. Und daran hat keiner gezweifelt. „Unkraut vergeht nicht.“ sagtest Du im Chat. Wie immer mit einem, mit deinem Augenzwinkern. Und dann haben sie Dich auch schon nach Hause geschickt.
Als mich gestern morgen die Nachricht erreichte, dass Du in der Nacht gegangen bist, scrollte ich abwesend, wie in Trance, durch Facebook und sah den anderen Menschen beim Leben zu. Alles erschien unwirklich. Es ging einfach weiter, dieses Leben. Nur Deines nicht. Das konnte nicht sein. In Gedanken sah ich Dich dort stehen, zwischen all den Menschen, die vor sich hin lebten, die vor sich hin dachten, die eilig durch den Morgen huschten, ein Kaffee hier, ein Meme da, ein Aufreger, da ein Lachen. Alles in Bewegung. Nur Du nicht. Du nicht mehr.
Du hast zwischen all diesen Menschen gestanden, ganz still. Und gelächelt. Dein weises, optimistisches Rob-Lächeln.
Mit dem ewigen Schalk in den Augen.
Zwei Stunden später passierte es dann. Facebook blieb stehen. In diesem Moment blieb es für Dich stehen. Denn alles was ich im Facebook-Feed noch sah waren Beiträge an Dich. Für Dich. Über Dich. Worte voller Trauer, Entsetzen, Ungläubigkeit, aber vor allem voller Wärme und Respekt. Worte von Menschen, die Dir seit Jahren folgten. Worte von Menschen, die Dich seit Jahren kannten. Erinnerungen von Menschen, die Dir näher oder ferner standen. Aber immer Worte, die Dich feierten. Weil Du so einzigartig Rob warst.
Weil Du so viele inspiriert, motiviert, berührt hast.
Heute ist Dein Geburtstag, Robert Basic. Und heute feiere ich Dich, Dein Leben und dein Wirken. Deine Liebe. Deine Visionen und Deine Ideen. Deinen Querkopf. Und dass Du es so gewollt hast. Dass wir feiern.
Zu einer Freundin sagtest Du: “Weine nicht eines Tages an meinem Grab. Singe und tanze und feiere mein Leben. Es war geil, ich habe viel erlebt, was gibt es da zu betrauern?”
Und schon als wir uns kennenlernten hast Du gesagt: „Wenn ich heute umfalle ist alles gut. Ich habe großartige Kinder, ich habe die Welt bereist, ich habe unendliche Diskussionen geführt und dabei tolle Menschen kennengelernt. Alles gut.“
Also feiern wir Dich, Robert Basic. Dich, Deinen Querkopf, Dein Leben und Wirken.
Wir vermissen Dich jetzt schon.
Nachtrag: Robert wurde am 28. Januar 2019 mit dem “Goldenen Blogger für sein Lebenswerk” ausgezeichnet. Der Preis wurde seinem ältesten Sohn Maurice überreicht.
Weiterführende Links rund um Robert Basic
Robert Basic bei WikiPedia
Gedanken zu @RobGreen bei Twitter
Laudatio von Don Dahlmann beim Goldenen Blogger
Robs persönliches Blog
Robs Blog Buzzriders
Robs Facebook, das er in Beiträgen und Notizen oft als Blogersatz nutzte.
Robs Twitter
Robs Medium
Robs Instagram
Robs letzter Gruß
Dieser Beitrag ist zunächst am 3.11.2018 als Facebook-Notiz erschienen. Da Facebook seit 31.10.2020 keine Notizen mehr unterstützt und nicht abzusehen ist, wie lange sie weiterhin zur Verfügung stehen, archiviere ich ihn seit dem 2.11.2020 auf meinem Blog.