Bevor ich Euch erzähle, was das Helfen mit einem macht, und wie gut es tut, anderen Gutes zu tun, möchte ich Euch bitten drei Minuten Sami zuzuhören. Sami kommt aus Ghana, einem sicheren Herkunftsland, und seine Geschichte ist nicht direkt die Geschichte eines Kriegs. Sie ist eine Liebesgeschichte. Und sie erzählt nur von einem der vielen 1.000 unterschiedlichen Schicksale, an deren Anfang immer nur eines steht: Die Hoffnung auf ein gutes und friedliches Leben. Und deren Ende immer ungewiss ist.
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Helfen rockt!
Seit einigen Tagen folge ich diversen Facebookgruppen, in denen Hamburger sich organisieren um den Menschen zu helfen, die in den letzten Wochen nach einer lebensgefährlichen Flucht in Hamburg gelandet sind. Über die Gruppe Kleiderkammer Messehallen organisiert sich zum Beispiel das Team, das Kleiderspenden sammelt, sortiert und verteilt. Das ist nicht so ganz trivial, denn am ersten Tag vor zwei Wochen waren es gerade mal drei Leute, die versuchten sich einen Überblick und etwas Ordnung zu verschaffen. Und die statteten drei nur Tage später 1.200 Leute mit Klamotten aus, die zuvor von hunderten Menschen kistenweise vorbei gebracht worden waren.
Möglich war dies nur mit sehr viel Hilfe von vielen, sehr vielen freiwilligen Helfern und spontanen Spendern und viel viel Koordination und Kommunikation. Darüber wurde schon an vielen Stellen berichtet, und es ist beeindruckend, welche große Hilfsbereitschaft dazu geführt hat, diese logistische Leistung auf den Weg zu bringen. Agiles Projektmanagement par excellance! Inzwischen beliefert dieses Team auch andere Flüchtlingscamps in Hamburg, aber was da passiert und wie das läuft, das kann Moritz aus der Kleiderkammer Euch besser erzählen, und auch die Tagesschau hat darüber berichtet.
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Fällt Euch was auf?
Am Mittwoch war ich bei der 2. Stadtteilversammlung St. Pauli und Karoviertel, um mehr über die Hilfsprojekte in den Messehallen zu erfahren. Die Location hatte in den Ballsaal im Millerntorstadion verlegt werden müssen, weil sich zu dieser Versammlung so viele angemeldet hatten, und es kamen an die 1.000 Leute.
Nach der Anmoderation der Initiatoren, die bereits zwei Wochen zuvor anlässlich der Nutzung der Messehallen als provisorisches Flüchtlingscamp spontan eine Versammlung im Knust ins Leben gerufen hatten, aus der dann 13 Helfer-AGs mit verschiedenen Themen hervorgegangen waren, stimmten einige der Gäste (Flüchtlinge) aus den unterschiedlichsten Ländern den Abend mit Musik ein. Und Sami aus Ghana, den Ihr oben gesehen habt, erzählte seine Geschichte, und Khaled aus Syrien war so beeindruckt von den vielen Menschen, dass er erst mal ein Selfie machen musste.
Und dann stellten sich Menschen auf die improvisierte Paletten-Bühne, die stellvertretend für alle Helfer ihre AGs vorstellten. Und sie hatten alle etwas gemeinsam: Sie leuchteten.
Alle leuchten.
Ihre Augen leuchteten, und aus ihren Stimmen sprühte Begeisterung, Stolz
und Freude über alles was bisher geschafft wurde, und über alles, was sie nun noch organisieren und anpacken wollen. Viele wirkten müde, aber alle waren voller Elan und hochmotiviert, erzählten mitreißend was geplant ist und was sie für ihre AG noch benötigen.
Man sah es ihnen an: Sie sind glücklich. Über den Augenrändern derer, die seit Tagen neben ihrem Fulltimejob die Flüchtlinge versorgen, blitzten lebhafte Augen, und wenn es Applaus aus dem Publikum gab, lächelten sie mal breiter, mal stiller, aber alle zufrieden.
Das lässt nur einen Schluss zu:
Helfen macht glücklich.
Es sind Deutschlehrer, Grafiker, Ärzte, Musiker, Logistiker, Webworker, Künstler, Sportler, Pädagogen, Handwerker, DIY-Macher unter den Organisatoren; unter den Helfern sind Vollzeitarbeiter, die nach Feierabend kommen, Vollzeithelfer, Wochenend-Helfer, Helfer, die schnell mal eine Kiste Klamotten reinreichen, Helfer die eine halbe Stunde beim Sortieren helfen, Helfer, die die Helfer versorgen… und alle sind glücklich. Warum das so ist, belegen Studien. 2010 schreibt Die Zeit „Eine internationale Studie kommt zu dem Ergebnis: Wo die Hilfe für den anderen einen hohen Stellenwert hat, da fühlen sich die Menschen insgesamt besser.“
Tu Dir was Gutes und hilf mit.
Damit die Helfer in Hamburg so glücklich bleiben und niemand vor lauter Freude am Helfen zusammenbricht, braucht es noch viel mehr Menschen, die glücklich werden wollen und mit anpacken. Jede Hand, jede Idee, jeder gute Gedanke, jedes Auto, jede Tasche Klamotten, jeder Cent und jedes Lächeln zählt.
Aber was denn nur?
Jeder kann tun, was er am besten kann. Die AGs der selbstorganisierten Messehallen-Teams bieten viel Inspiration für Maßnahmen und Ideen, die auch auf alle anderen Camps anzuwenden sind. Neben den Grundbedürfnissen die abgedeckt werden müssen, wie Kleidung und Hygiene-Artikel, brauchen die Flüchtlinge nämlich auch was für den Kopf. Wer sich vorstellen kann, wie laut und chaotisch es in einem gemischten Schlafsaal mit 1.200 Betten zugeht, der kann sich auch vorstellen, dass jede Maßnahme da raus zu kommen und etwas zu tun zu bekommen, dankbar angenommen wird. Egal ob Fußball, Basteln, Handwerken, Schach oder Backgammon spielen, nähen, gemeinsam Musik machen, singen, oder einfach mal mit ein paar Leuten einen Ausflug an den Elbstrand oder Badesee machen hilft. Und auch Hilfe zur Selbsthilfe ist Gold wert!
Ich hab aber leider so gar keine Zeit!
Du kannst trotzdem helfen und dadurch glücklich werden, indem Du die Helfer vor Ort finanziell unterstützt! Für die AGs rund um die Messehallen Hamburg gibt es hier eine Spendenmöglichkeit.
Und über die Spendenplattform Betterplace kannst Du bei der Aktion #BloggerfuerFluechtlinge spenden und auch direkt sehen, welche Hilfsprojekte bereits unterstützt werden konnten! Alle Infos darüber findest Du bei Blogger für Flüchtlinge. Wenn Du selbst schreiben willst, schließ Dich der Aktion an, zeig Flagge und mach mit!