Archiv: Kommentar 2011 Presse-Monetarisierung

Medien

Anmerkung 2024: Zufällig bin ich heute auf einen Artikel über die Monetarisierung von Journalismus von Robert Basic im Jahr 2011 gestoßen, den ich damals kommentiert habe. Diesen Kommentar habe ich hier archiviert.

21.04.2011 um 18:37 Uhr, mein Kommentar auf Roberts Artikel Was haben Pressepaketierungen mit Musik-CDs zu tun? Teil 1

Damit wären wir wieder beim Thema „Ich bau mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Das ist zwar eigentlich ganz schön – sowohl bei der Musik, als auch bei den News und Informationen. Aber uneigentlich entgeht mir dadurch sovieles, nach dem ich aus Unwissenheit nie gesucht hätte.

Wie lese ich ein Magazin? Titel -> Inhalt -> Themen die mich interessieren.
Auf dem Weg dorthin blättere ich an Themen vorbei, auf die ich nie gekommen wäre. Den Weg dorthin finde ich zurück – und lese mich ein in ein Thema, das mich nie intrinsisch interessiert hätte. Aber das Foto war ein Hingucker, die Headline ein Appetizer, und – oh Wunder – der Artikel war spannend, wichtig, informativ, inspirierend. Aber hätte ich aufgrund eines Thumbnails und nur der Headline diesen Artikel gekauft? Vermutlich nicht.

Bei der Musik geht es mir ebenso. Ich mag Gesamtwerke, denn auch wenn auf einer „LP“ vielleicht das eine oder andere weniger spektakuläre Stück zu finden ist, so rundet es doch (zumeist) eine Geschichte ab (Vorausgesetzt der Künstler hat sich eine gedacht). Würde ich so ein Stück einzeln kaufen? Sicher nicht. Auf der LP macht es aber dennoch Sinn.

Und zum Thema News: Eventuell sollten diese wirklich Allgemeingut sein. Ich kann ohnehin auf jeder Nachrichtenseite die gleichen Agenturartikel finden – Warum sollte ich bei dem einen oder anderen Medium dafür bezahlen. Und ist das überhaupt sinnvoll? Ist es nicht wichtig, ist es nicht richtig, den neutralen, wertfreien, rein informativen Rundblick auf das Tagesgeschehen jedem Menschen jederzeit kostenlos zugänglich zu machen?

Doch alles was darauf aufbaut, die tief recherchierten Hintergründe, die Zusammenhänge, verlässliche Prognosen, den erweiterten Blick, die konkrete Antwort auf die Frage „Was bedeutet diese Nachricht für mich persönlich, meine Familie, meine Firma, meine Stadt, mein Land?“, verständliche und verlässliche Einschätzungen, Pro und Contra, Serviceinformationen, all das, was sich hinter einer Nachricht versteckt, und was alles traditionelles journalistisches Handwerk erfordert, dafür würde ich bezahlen – bei einem Medium, dem ich vertraue. Einzelne Artikel oder auch ein Abo.
Einem Medium, bei dem ich weiß, dass da kein Redaktionspraktikant mal eben eine wüste These aufstellen und online stellen durfte, sondern dass „mir bekannte“ Autoren und Redakteure fundiert arbeiten, Leute, von denen ich weiß, dass sie ihr Handwerk gelernt haben.

Auf diese Weise würde – wenn es gut und übersichtlich strukturiert wird – zudem jedes Medium eine Wissensenzyklopädie aufbauen. In seinem ganz eigenen Stil, so wie die einzelnen Medienmarken schon immer unterschieden haben. Das wäre ein gesellschaftlicher Wert, den ich gern bezahlen würde.

Dafür braucht es allerdings Menschenkraft. Viel mehr, als Online-Redaktionen heute zur Verfügung haben, die derzeit überwiegend noch dazu verdammt sind, Agenturmeldungeverwaltungen zu spielen.

Die Medien brauchen wieder ihre Profile. Online ebenso wie im Print. Als Leser möchte ich eine Medienmarke einschätzen können und nicht überall denselben WischiWaschi lesen. Ich wünsche mir vertrauensbildenden Maßnahmen, Namen und Gesichter hinter den Marken, und keine anonymen Textverwalter hinter kryptische Kürzeln, oder anonyme Admins, die über den kommentierenden Usern schweben.

Oder kurz gesagt: Ich möchte jederzeit schnell, wertfrei, unabhängig und kostenlos informiert werden, und bei Bedarf tiefergehende wertvolle Informationen aufrufen können, die mir von Menschen bereit gestellt wurden, auf die ich mich verlassen kann. Und für diese bin ich bereit, regelmäßig zu bezahlen.

Für Leit-Medien.

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