Einen lustig-leichten Mädelsabend im Kino hatten wir geplant, meine Freundin Caro und ich. Wir erwarteten ein rosafarbenes zuckerwattensüßes selbstironisches Filmspektakel mit hohem Erinnerungsfaktor an eine Zeit, in der uns das Leben noch (zu) einfach erschien. Es wurde ein dezent verstörendes Erlebnis bei Popcorn und Pink Spritz.
Und es hatte so gut angefangen.
Das freundliche Personal in der elegant-gemütlichen Astor-Filmlounge Hamburg-Hafencity nahm unsere Bestellungen direkt am Platz entgegen. Es gab süßes und salziges Popcorn, einen Barbie-pinken Pink Spritz (und eine Cola zum runterspülen), und dann konnten wir uns entspannt in unseren Liegesesseln zurücklehnen und uns auf Barbie freuen.
Ja, und dann… Und dann erklangen die drohenden Trommeln aus Richard Strauss‘ „Also sprach Zarathustra“.
Ja, genau. Die Älteren unter uns kennen das Stück unter anderem aus Stanley Kubricks „2001 – Space Odyssey“. Die Affenszene, Kontrabass-Tremolo, Pauken, Zerstörung, Erleuchtung, Ihr wisst schon. Und jetzt stellt Euch das Ganze mit Kindern und Babypuppen vor. Und ja, genau, das ist so creepy, wie es klingt.
Nun verstand ich, warum die vielen Mütter und Töchter, die uns bei unserer Ankunft im Kino entgegenkamen, irgendwie verhalten bis sparsam geguckt hatten. Denn bereits jetzt wurde klar: Das ist wirklich kein Film für Kinder.
Zwar konnten wir dann wie erhofft in Szenen aus der schrill-schönen knallpinken Barbie-Welt unserer Kindheit schwelgen, in den offenen pinkbunten Barbie-Villen mit Leo-Print-Tagesdecken und blauen Plastikpools.
Und beim Anblick manchen Barbie-Kleides konnte ich förmlich das Rascheln des Stöffchens hören, und die goldenen Lurex-Fäden eines starren Kleidstoffes zwischen meinen Fingern spüren.
Und für das Look & Feel der gesamten Barbie-World gibt es tatsächlich 5 Sterne.
Aber Charaktere, Story, Witz und Dialoge blieben hinter meinen Erwartungen zurück.
Vielleicht wurde an diesem Film zu lange herumgedacht. Aber unendliche Szenen moralinsaurer Selbstfindungsversuche aller Protagonisten, die marketing-wirksam (im Verhältnis zu den 1980ern) relativ divers auftraten (aber nicht divers genug), allzu pädagogisch anmutende ermüdende und doch keine Tiefe und keinen Punkt findenden Dialoge zu feministischen Themen, der plumpe Ken-Move hin zum Patriarchat mit dezenten Incel-Tendenzen, das alles war zu wirr, zu witzlos, zu wenig unterhaltsam – sondern vor allem anstrengend.
Margot Robbie war eine optisch perfekte Barbie, Ryan Gosling ein optisch perfekter Ken. Doch blieben beide leider in ihren Charakteren farblos in der quietschbunten Barbie-Welt. Schade.