Mein liebster Feind, Teil 5: SO wird das gemacht! Bang! Bang!!

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In der Stadt waren die Fallzahlen in der Kriminalstatistik angestiegen, und es gab einige Geschichten dazu zu erzählen. In der Redaktion wurde beschlossen, eine Serie dazu ins Leben zu rufen, und diese Serie benötigte einen eigenen Teaser, also ein eigenes Logo, gewissermaßen. Jemand sagte, das könne ich doch machen. Es war nicht Björn.

Ehrlich gesagt war ich damals nicht ganz sicher, wie sowas aussehen sollte. Ich holte mir Rat beim Kollegen Mirko, und der regte an, ein Foto von einer Silhouette eines „Dunklen Mannes“ zu machen. Er stellte sich als Model zur Verfügung. Uns schwebte etwas vor mit einem breiten Kerl mit tief in die Stirn gezogenem Hut, hochgeklapptem Kragen und einer Pistole im Anschlag.

Eine Pistole hatte ich – irrwitzigerweise – selbst. Ich hatte mir eine Gaspistole angeschafft, da ich doch häufiger mal alleine mit Kameratasche in nicht so ganz vertrauenserweckenden Gegenden unterwegs gewesen war. Und ich bin bis heute froh, dass ich nie in die Situation gekommen bin, darauf zurück zu greifen, weil ich mich damit vermutlich selbst verletzt, oder aber in andere Schwierigkeiten gebracht hätte.

Darauf wies mich auch stirnrunzelnd Mirko hin, der als ehemaliger Soldat Waffenerfahrung hatte. Und meine Gaspistole deshalb für unser Fotoshooting erst mal leer machte und die Munition in der Schublade verschwinden ließ.

Wir stellten vor einer weißen Wand eine große Lampe auf, wir wollten nur einen Schatten fotografieren. Mirko stellte sich in Pose, ich fotografierte seinen Schatten, wir probierten ein paar Sachen aus. Ich entwickelte den Film und kam mit dem Kontaktbogen aus der Dunkelkammer. Gemeinsam hingen wir an seinem Schreibtisch mit den Köpfen darüber, um mögliche Motive für den Druck auszuwählen. Die Pistole lag auf dem Tisch nebendran.

Plötzlich stand Björn im Raum. Ohne sich unsere Entwürfe angeschaut zu haben, schnappte er sich die Gaspistole und motzte: „Was ist los? Bekommt Ihr das nicht hin??“ Er forderte mich auf, ihn zu fotografieren. Dabei richtete er die Waffe erst gegen die Wand an mir vorbei. „Los, stell auf die Knarre scharf!!“ Zögerlich nahm ich meine Kamera auf und tat, wie mir geheißen. Ich löste zwei, dreimal aus.

Dann schaute ich durch den Sucher auf einmal direkt in den Lauf der Pistole. Ich drückte ab. Er auch…

Dann ging alles auf einmal sehr schnell. Mirko war aufgesprungen und nahm Björn die Waffe gewaltsam weg. Mirko war der Typ, der immer ruhig und mit kühlem Kopf auf alles reagierte, und so wütend hatte ich ihn noch nie erlebt. Größer und fitter als Björn stand er jetzt deutlich und unmissverständlich in dessen Komfortzone und sagte ihm sehr leise und doch sehr nachdrücklich, wie man NIEMALS mit einer Waffe umzugehen hätte, und dass er so eine Szene nie wieder erleben wolle. Immerhin hatte Björn keinerlei Zeit damit verschwendet erst zu überprüfen, ob die Waffe geladen sei.

Björn war auch Mirkos Chef. Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte Björn. Dann lachte er laut und ein wenig hämisch: „Hähähä, Ihr werdet ja wohl noch Spaß verstehen!!“ Dann verließ er die Fotobude.

Mirko redete mit mir danach noch lange über den Umgang mit Waffen. Danach habe ich die Gaspistole nie wieder mitgenommen.

Diese Geschichte war übrigens der Anlass, warum ich beschlossen habe, einige Szenen mit Björn aufzuschreiben.
Björn kann sich daran nämlich überhaupt nicht erinnern.

Weiter mit Teil 6: Der Abschuss

Kapitelübersicht

Teil 1: Intro – Geschichten mit Björn
Teil 2: Die andere Perspektive
Teil 3: Der Aufzug, oder: Warum kannst Du telefonieren?!
Teil 4: Spring doch!
Teil 5: So wird das gemacht! Bang! Bang!!
Teil 6: Der Abschuss
Teil 7: Der Abschluss

Teil 8: Nachklapp

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