Ich war außer mir. Ich war verzweifelt. Ich weinte mir die Augen aus dem Kopf. Ich fühlte mich verraten und unfair behandelt. Ich fühlte mich ohnmächtig. Ich fühlte mich wehrlos. Ich fühlte mich von allem Richtigen in der Welt verlassen. „Es ist Unrecht.“ sagte mein Freund, während er mich im Arm hielt und ich ihm das Shirt in Tränen und Rotz ertränkte. Wir lagen in meinem Redaktionsappartement auf der klapprigen Schlafcouch neben der erzgebirgischen Schrankwand mit den mundgeblasenen Glasvasen, und meine Welt ging unter.
„Es ist Unrecht.“ hallte es wie ein Echo in meinem Kopf. „Es ist Unrecht.“ Nach einiger Zeit, für die ich heute kein Gefühl mehr habe, begann ich langsam und wie in Trance meine Sachen zu packen. Mein Herz war voller Trauer um diese Redaktion, diese Kollegen, die mir soviel gegeben hatten, und bei denen ich so viel gelernt hatte. Um meinen Job machte ich mir zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken mehr. Ich wusste, irgendeinen Job würde ich immer machen können, das war immer so. Doch um diesen dort, in dieser Stadt in diesem Teil des neuen Landes, mit diesen Menschen, um diesen trauerte ich besonders.
„Es ist Unrecht.“ klang es wieder in meinem Kopf. Doch diesmal nicht mit der Stimme meines Freundes. Diesmal mit der Stimme meines ersten Redaktionsleiters aus meiner Heimatstadt. Während ich meine Sachen in meinen Seesack stopfte, formten sich Worte in meinem Kopf, die ich einst an einem dieser feuchtfröhlichen Abende gehört hatte, an denen meine alte Redaktion sich selbst feierte. In unserem hippen Stammlokal um die Ecke, damals, in dieser schicken Stadt, aus der ich vor ein paar Monaten losgezogen war, um neue Welten zu entdecken und Abenteuer zu erleben.
„Geht zu Reitmüller.“
Wir saßen damals gutgelaunt zusammen, wir kippten Kurze, und ich hörte Anekdoten und Geschichten aus dem Leben von alten Haudegen und kernigen Reportern. Klatsch, Tratsch und ein paar Intrigen. Und wie aus einem Nebel drangen heute Worte von diesem Abend zurück in meinen Kopf, die Tahlke, der Chef, damals gesagt hatte: „Und wenn Euch jemals Unrecht in diesem Verlag geschehen sollte, dann gibt es einen, an den Ihr Euch wenden könnt!“ Er machte eine bedeutungsschwangere Pause. Dann sprach er betont langsam und deutlich weiter: „Wenn Euch jemals Unrecht in diesem Verlag passieren sollte, dann geht zum Reitmüller. Das ist der fairste und korrekteste Mann, den ich je in diesem Verlag erlebt habe.“
Reitmüller. Jan K. Reitmüller. Ich hatte keine Ahnung, was für eine Funktion dieser Reitmüller ausübte. Und es war mir auch egal. Mein Entschluss ihn aufzusuchen war ganz einfach plötzlich da. Und er fühlte sich völlig logisch und klar an. Ich hörte auf meinen Seesack vollzustopfen, schnappte mir meinen Autoschlüssel und fuhr zur Bank. Ich hob die letzten 900 DM ab, die dort noch lagen und fuhr dann mit meinem Freund zum Flughafen. Der beobachtete meinen Stimmungswandel mit Besorgnis. „Was hast Du denn vor? Was versprichst Du Dir denn davon? Was soll das bringen? Das ist doch rausgeschmissenes Geld.“
Und es war viel Geld. Während Flüge zwischen den beiden Städten heute ab 60 Euro zu haben sind, so kosteten sie damals, kurz nach der Wende, vor allem wenn sie so kurzfristig waren, über 700 DM. Mein Geld reichte also nicht mal mehr für einen Rückflug. Aber ich war nicht von meinem Plan abzubringen. Ich kaufte ein Ticket für den nächsten Morgen. Dabei verfolgte ich kein höheres Ziel. Das einzige, was ich mit dieser Reise erreichen wollte war, irgendeinem normalen Menschen in diesem Verlag zu erzählen, dass unter seinen Kollegen komplette Arschlöcher sind.
Flug ohne Plan mit einem irren Ziel
Einen Tag später stand ich vor dem Haupteingang des großen Verlags. Ich atmete tief durch, zückte meinen Hausausweis und marschierte mit meinem schriftlichen Verlagsverbot in einem Umschlag unter dem Arm hinein. Erst vor der Tür war mir der Gedanke gekommen, dass der Sicherheitsdienst möglicherweise eine Liste mit in Ungnade gefallenen Mitarbeitern hatte, auf der auch ich stehen könnte. Aber nun war ich schon so weit gegangen. Was hatte ich noch zu verlieren.
Mein Hausausweis aus der anderen Redaktion konnte hier ohnehin nicht maschinell ausgelesen werden. Der Mann vom Sicherheitsdienst las meinen Namen ab und ging seine Unterlagen durch. Der Moment der Wahrheit. Aber außer einer Frage nach dem Grund meines Besuchs und wen ich treffen wolle, passierte erst mal nichts.
„Ich möchte zu Herrn Reitmüller. Jan K. Reitmüller.“
„Reitmüller?? Ja, haben Sie denn einen Termin?“
„Nicht direkt… Aber es ist wichtig.“
„Also, ohne Termin werden Sie ganz sicher keine Chance haben, Frau Dick.“
Fahr nach Hause und hak es ab
Ich stand da und dachte angestrengt nach. Und während ich das tat, zog neben mir ein Mann seinen Hausausweis durch den Hausausweisleser. „Sandra?!“ Ich schaute auf. Vor mir stand Peter, der Fotograf, mit dem ich erst vor einigen Tagen nach einem langen Redaktionstag einen Absacker getrunken hatte. Und dem ich mein Herz über Björn ausgeschüttet hatte. Als fester Fotograf der Zentralredaktion hatte er einige der neuen Redaktionen besucht. Er kannte Björn seit vielen Jahren und hatte einen Rat für mich gehabt: „Nimm es nicht persönlich. Björn ist Björn.“
Nun stand er hier. Und die Überraschung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Zum Sicherheitsdienst sagte er: „Alles okay, ich nehme sie mit nach oben.“ Der Mann vom Sicherheitsdienst nickte zögerlich. Dann packte Peter mich am Oberarm und schob mich lächelnd, aber bestimmt, zum Fahrstuhl. „WAS zur Hölle hast Du Dir dabei gedacht? Und WAS machst Du hier?“
Ich schaute ihn an. Offenbar hatte die Geschichte um die Verrückte mit der Kamera im Rathaus schon die Runde gemacht. „Ich habe getan, was mir GESAGT wurde!“ zürnte ich. „Und ich will jetzt zu Reitmüller!“ Peter stutzte. „Du willst zu REITMÜLLER??“ Einen Moment lang sah er mich ungläubig an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus.
„Kleines, es tut mir leid, aber ich fürchte, Du hast Deinen Weg umsonst gemacht. Reitmüller wird Dich niemals empfangen. Fahr nach Hause und hak es ab.“ Ich runzelte die Stirn. „Das werden wir ja sehen!!“
„Hey hey!“ Peter beschwichtigte mich lächelnd. „Komm, wir gehen erst mal in die Kantine. Und dann erzählst Du mir mal genau, was passiert ist.“ Ich folgte Peter unschlüssig. Ich befürchtete, dass ich ohne seine Hilfe in diesem für mich riesigen Verlag kaum finden würde, wen ich suchte. In der Kantine erzählte ich meine Version der Geschichte, Peter hörte zu.
Am Ende sah er mich lange schweigend an. Dann seufzte er und sagte: „Also gut. Dann komm mal mit.“
„Ich geh hier nicht weg!“
Ich folgte ihm durch lange Gänge, alles kam mir vor wie in einem Labyrinth. Er zog mich in einen Paternoster, und wir fuhren mehrere Stockwerke. Irgendwann standen wir vor einer Tür. Sie war auf, aber Peter sagte: „Warte hier.“
Er trat ein und begrüßte eine gut gekleidete Frau. Mit leiser Stimme redete er mit ihr. Ihr Blick fiel auf mich, sie antwortete ebenso leise und schüttelte den Kopf. Ich weiß nicht, was Peter ihr erzählte. Aber irgendwann winkte sie mich rein. „Sandra,“ sagte sie ernst. „Ich kann Ihnen leider nicht helfen. Herr Reitmüller ist heute nur kurz im Haus und hat ein volles Terminbuch.“
Ich sah sie fest an. Ich hielt den großen braunen Umschlag mit meinem Verlagsverbot in beiden Händen. Und dann sagte ich sehr nachdrücklich: „Ich gehe hier nicht weg, bevor ich ihm nicht meine Geschichte erzählt habe. Dann gehe ich.“
Rückblickend betrachtet war das vielleicht einer der wenigen Momente in diesem Verlag, in denen es wirklich gut war, eine junge Frau zu sein. Wäre ich als zerzauster junger Kerl mit kaputten Jeans so zornig aufgetreten: Spätestens hier hätte der Sicherheitsdienst mich ganz sicher eingesammelt und im hohen Bogen vor die Tür gesetzt. Und mein Verlagsverbot wäre für immer besiegelt gewesen.
Die Überraschung im Umschlag
Während Peter sein Gesicht wie unter Schmerzen verzog, glaubte ich ein amüsiertes Lächeln in den Augen dieser Frau aufblitzen zu sehen. Sie sah mich nachdenklich an, und ich schaute unbeirrt zurück. „Na, dann geben Sie mal her, was haben Sie denn da?“ Ohne darüber nachzudenken reichte ich ihr den Umschlag. Zu meiner Überraschung zog sie zwei Blätter heraus. Ich hatte seit dem Rauswurf aus der Redaktion nicht einmal in diesen Umschlag geguckt.
Sie las das Schreiben, dann studierte sie das zweite Blatt. Es handelte sich um den Dienstplan der Redaktion, aus dem hervorging, dass ich in den letzten sechs Monaten bis auf Samstags quasi täglich eingesetzt worden war. Sie zog eine Augenbraue hoch. Dann schob sie beide Blätter wieder sorgfältig zurück in den Umschlag. Sie zückte einen Stift und ließ mich noch einmal in aller Kürze erzählen, was ich Reitmüller eigentlich persönlich erzählen wollte. Sie machte sich Notizen. Dann nahm sie meinen Umschlag und sagte: „Warten Sie hier.“
Sie klopfte kurz an der Tür zum nächsten Büro, dann trat sie ein und zog sie wieder hinter sich zu. Peter sagte noch: „Du bist jetzt wirklich weit gekommen. Aber ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass Reitmüller Dich mal eben dazwischenschiebt. Sei nicht enttäuscht, wenn es nicht klappt.“ Ich fühlte mich leer.
Warten und gewahr werden
Die Frau kam wieder. „Also, Sandra, Sie haben Glück. Ich hoffe, Sie haben etwas Zeit mitgebracht, denn Sie werden hier etwas warten müssen. Aber dann hat Herr Reitmüller ein paar Minuten für Sie.“ Mein Herz setzte einen Moment aus. Dann atmete ich tief durch. Peter riss die Augen auf. Dann schaute er mich an: „Sandra, meld Dich in der Redaktion bevor Du nach Hause fährst.“ Ich nickte.
Lange Zeit saß ich stumm auf einem Stuhl neben dem Schreibtisch der Frau, die vermutlich die Assistentin von Reitmüller war, und sagte nichts. Sie bot mir einen Tee an und fragte beiläufig, wann mein Flug zurück ginge. „Ich werde trampen.“ sagte ich mechanisch. „Für den Rückflug reicht das Geld nicht.“ In diesem Moment erschien mir das nicht wichtig. Ich starrte erschöpft vor mich hin und nippte an meinem Tee.
Sie nahm Telefonate an, tippte Briefe in ihre Schreibmaschine, ließ Leute kommen, schickte Leute weg, und so langsam sank ich immer mehr auf meinem Stuhl zusammen, weil mir schwante, dass dieser Reitmüller eventuell eine gehobenere Position in diesem Verlag inne haben könnte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelte wieder ihr Telefon, sie legte gleich wieder auf und sagte: „Sie können jetzt rein gehen. Viel Glück.“
Der Mann vor dem Fenster
Ich trat durch eine Tür, die zum Büro der Assistentin hin so aussah, wie jede andere Tür. Die aber schwer und dick war und auf der Seite von Reitmüllers Büro mit Leder bezogen war. So wie diese englischen Sofas.
Es war das größte Büro, das ich je zuvor für einen einzigen Menschen gesehen hatte. Ein dicker Teppich verschluckte jedes Geräusch. Hinter einem großen Schreibtisch saß ein Mann in einem eleganten blauen Zweireiher vor einem großen Fenster. Er begrüßte mich mit „Guten Tag, Frau Dick.“ Mit einer kurzen Handbewegung bedeutete er mir mich auf einen Stuhl ihm gegenüber zu setzen. Ich fühlte mich klein. Und auf einmal sehr mutlos.
„Nun, was kann ich für Sie tun?“ Mit dieser Frage hatte ich so nicht gerechnet. Darüber hatte ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich wollte ihm nur diese Geschichte erzählen, weiter nichts. „Mir ist Unrecht geschehen. Und Werner Tahlke hat mal gesagt, dass Sie ein gerechter Mann sind.“
Reitmüller musterte mich, eine Hand umspielte sein Kinn. „Hat er das?“ Er fragte so, als würde er keine Antwort erwarten. „Dann erzählen Sie mal.“
Zum dritten Mal an diesem Tage erzählte ich meine Geschichte. Von Björn, der mich ständig loswerden wollte und seinen Methoden. Vom „Verleih“ in die andere Redaktion, von der ich inzwischen wusste, dass der österreichische Redaktionsleiter ein bester Kumpel von Björn war. Vom Auftrag für den Abschuss. Vom Briefing, nicht zu sagen, dass ich von dieser Zeitung käme. Vom Abschuss und dem Verhör im Rathaus. Von der Reaktion des Fotochefs, von meinem Rauswurf. Dass ich glaubte, dass Björn das alles irgendwie angeschoben hatte. Und dass ich mich verraten fühlte. Dass ich wüsste, dass ich Fehler gemacht hätte. Aber dass das alles nicht fair gelaufen sei.
Reitmüller hörte mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck zu. Zurück gelehnt in einem großen Leder-Bürostuhl, die Hände vor der Brust zur Raute geschlossen, stellte er noch ein paar Fragen. Mit langem Arm notierte er sich Namen. Dann nahm er den Umschlag mit meinem Verlagsverbot und meinem Dienstplan und schaute sich beides an. „Wie lange arbeiten Sie jetzt für uns?“ „Wenn ich alle Redaktionen zusammen nehme fast zwei Jahre. In Björns Fotobude ein halbes Jahr.“ „Wie alt sind Sie?“ „Zwanzig.“
Er kommentierte nichts von dem, was ich erzählt hatte und zeigte nicht die geringste Reaktion darauf. Ich war verwundert, dass er mir überhaupt so lange zugehört hatte. „Warten Sie draußen und schicken Sie meine Assistentin rein.“ Bang tat ich, wie mir geheißen. Nach den Achterbahnfahrten der letzten Tage, nach meiner Reise und dieser irrealen Begegnung merkte ich jetzt, dass mir die Beine wegsackten.
Ich setzte mich wieder ins Vorzimmer, und während die Assistentin wieder in diesem großen eindrucksvollen Büro verschwand, merkte ich, wie der Trotz schwand und die Tränen unaufhaltsam ihren Weg fanden. Als sie wieder raus kam, fand sie nur noch ein Häufchen Elend von mir vor.
„Frau Dick…“ sie reichte mir ein Papiertaschentuch. „Frau Dick, Kopf hoch. Sie gehen jetzt zu Peter in die Redaktion und bleiben dort, bis ich anrufe.“ Ich nahm das Taschentuch, schnäuzte mich hörbar. Und suchte Peter.
Rehabilitiert und weiter geschickt
Der konnte immer noch nicht fassen, dass ich bei Reitmüller vorgelassen worden war. Offensichtlich ging er davon aus, dass ich genau wusste, wer Reitmüller war. Ich wusste es nicht und fragte auch nicht danach. Kann sein, dass ich es sogar auf einem Schild am Büro gelesen hatte, aber zu dieser Zeit wusste ich wenig über Hierarchien, und ich war nicht wegen seiner Funktion in den Verlag gekommen. Sondern wegen eines bedeutungsschwangeren Satzes eines alten Kollegen in einer schnapsseligen Runde.
Als ich gefühlte Stunden und mehrere Tassen Kaffee später wieder nach oben gerufen wurde, schleuste die Assistentin mich direkt in Reitmüllers Büro und erinnerte ihn daran, dass er in zehn Minuten einen Termin habe. Dann zog sie sie Tür wieder zu. Reitmüller ließ die erste Minute dieser zehn Minuten wortlos verstreichen und schaute dabei auf Papier vor sich auf dem Schreibtisch. Dann setzte er an.
Es folgten fünf Minuten, in denen er mir sehr ernst und unmissverständlich die Leviten las. Er benutzte viele Worte in Rechtsdeutsch, die ich zum Teil nicht verstand. Er redete von meiner eigenen Verantwortung, meinen Pflichten als Fotoreporterin über alle Rechtsbelange Bescheid zu wissen. Darüber, dass es gut für mich sei, dass die „abgeschossene“ Person bisher keine Anzeige erstattet hätte. Dass ich mich bei solchen Aufträgen durch Zeugen selbst absichern müsse, denn natürlich wolle in der betreffenden Redaktion niemand etwas von diesem Briefing gewusst haben.
Er machte eine Pause. Dann nahm er das Schreiben mit meinem Verlagsverbot auf. Und zerriss es vor meinen Augen. „Sie fliegen jetzt zurück, packen Ihre Sachen und fahren in die Redaktion, die meine Assistentin Ihnen nennen wird. Dort werden Fotografen und Schreiber gebraucht. Sie können beides. Das ist Ihr Glück. DAS hier rahmen Sie sich ein. Und ich möchte Sie hier nie wieder sehen.“ Verwundert nahm ich den Dienstplan entgegen, der meinem Verlagsverbot beigelegen hatte und beobachtete sprachlos, wie das offizielle Schreiben, das mir den Zutritt zu sämtlichen Redaktionen dieses Verlags für immer verwehrt hatte, in zwei Teilen im Mülleimer verschwand.
War es das, was ich gewollt hatte? War der Gerechtigkeit damit für mich genüge getan? Ich saß verwirrt in meinem Stuhl und schaute auf meinen Dienstplan. In meinem Kopf drehte es sich. Ich schaute auf und wollte noch was sagen. Reitmüller kam mir zuvor. „Sie können jetzt gehen.“
Langsam stand ich auf und sagte „Danke.“ Dann drehte ich mich um, um das Büro zu verlassen. Als ich die schwere Ledertür schon geöffnet hatte, sagte er plötzlich: „Machen Sie nochmal zu.“ Ich drückte sie wieder zu und drehte mich um. Er stand jetzt am Fenster und schaute hinaus, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Dann hörte ich ihn sagen: „Eins noch: Sie müssen sich nichts gefallen lassen. Niemals. Arschlöchern werden Sie in Ihrem ganzen Leben begegnen. Machen Sie das Beste draus.“
Alles auf Null
Ich verließ den Verlag mit ein paar hundert Mark Bargeld aus einer Reisekostenabrechnung und einem Ticket für ein Flugzeug, das mich noch am Abend zurück brachte. Einen Tag später war ich mit meinem vollgepackten Auto unterwegs in eine andere Nachbarstadt mit einer anderen Redaktion, und dort fing ich von vorne an.
Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Teil 8, der Nachklapp
Kapitelübersicht
Teil 1: Intro – Geschichten mit Björn
Teil 2: Die andere Perspektive
Teil 3: Der Aufzug, oder: Warum kannst Du telefonieren?!
Teil 4: Spring doch!
Teil 5: So wird das gemacht! Bang! Bang!!
Teil 6: Der Abschuss
Teil 7: Der Abschluss
Teil 8: Nachklapp